Gemeinsam sind wir Kirche

Kurze Geschichte der Pfarre und Kirche Purgstall

Geschichte der Pfarre
Baugeschichte der Kirche
Innenausstattung der Kirche
Bilder der Kirche

Geschichte der Pfarre

petrus1 Purgstall wird zum 1. Mal in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch eine Verfügung, dass Purgstall der Mutterpfarre Petzenkirchen den Zehent bezahlen musste, woraus ersichtlich ist, dass in Purgstall eine Kirche bestand. Grundlegend für den Aufschwung Purgstalls war die Erwerbung des Marktrechtes um 1360.

Das kirchliche Leben im 16. Jahrhundert war vor allem durch die Herrschaftsbesitzer geprägt, die auf die lutherischen Lehren eingeschworen waren und die einen starken Einfluss auf die Kirche ausübten.
So geschah es auch, dass einige katholische Priester dieser Zeit zum Luthertum übertraten. Dieser Entwicklung versuchte man von katholischer Seite durch die Übersiedelung des Pfarrers von Petzenkirchen nach Purgstall Herr zu werden.

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Bis ins Jahr 1761 bestand die Verbindung mit Petzenkirchen, erst dann wurde das Patronat für die Pfarre von der Purgstaller Herrschaft übernommen. Ab diesem Zeitpunkt kann in vollrechtlichem Sinn von der Pfarre Purgstall gesprochen werden, obwohl der Pfarrer von Petzenkirchen seit 1613 in Purgstall residierte.

1983 wurde das Patronatsrecht der Herrschaft aufgelöst.

Baugeschichte der Kirche

petrus3 Im 14. Jahrhundert wurde die erste Pfarrkirche errichtet, die an der selben Stelle stand, wo sich die heutige Kirche befindet. Von jener alten Kirche sind heute noch der untere Teil des Turmes und das einstige Hauptportal, das jetzt das nördliche Seitenportal ist, erhalten.

Am Anfang des 15. Jahrhunderts wurde bereits der Bau einer neuen und vor allem größeren Kirche notwendig. Als Erbauer dieser heute noch bestehenden dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche kommen die Herren von Wallsee (Reinprecht I. und sein Sohn Reinprecht II.) in Betracht.

Der Chorschluss dieser spätgotischen Kirche ist nicht mehr erhalten, er wurde unter Pfarrer Donhauser von Donhausen in den Jahren 1712-1719 neu errichtet.

Im Zusammenhang mit diesem Erweiterungsbau ist sehr interessant, dass es eine Notiz in der Kirchenrechnung gibt, derzufolge Jakob Prandtauer 1711 zwei Kirchenrisse nach Purgstall bringen ließ. Diese Kirchenrisse sind zwar nicht mehr erhalten, doch erlaubt diese Notiz die Annahme, dass die Planung der barocken Chorerweiterung von eben diesem bedeutenden Baumeister stammt. Gleichzeitig wurden auch die arkardenartigen Emporen an der Wand des nördlichen und südlichen Seitenschiffes gebaut. Auch diese Einbauten dürfen wir auf die Planung von Jakob Prandtauer zurückführen.

Die bestehende Altarausstattung stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, ebenso die Orgel. Um 1848 wurden drei neue Vorhallen bei den drei Kircheneingängen errichtet, die auch heute noch bestehen.

1871 erfolgte eine umfassende Kirchenrenovierung, bei der auch eine Heilig-Grab-Kapelle eingerichtet wurde. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Innen - und Außenrenovierungen der Kirche notwendig. Hervorzuheben sei hier die Restaurierung der Orgel im Jahr 1980, sowie die Neugestaltung des Altarraumes 1985, bei der auch der damalige Volksaltar (nach Entwurf von Architekt Wilhelm Zotti) errichtet wurde. Eine weitere Renovierung war 1996 (Dacherneuerung, Außenfassade, Turmkreuzvergoldung). An dieser Renovierung nahm auch die Purgstaller Bevölkerung regen Anteil, sowohl bei der Beschaffung der Geldmittel durch Veranstaltung von Bastelmärkten, Benefizfußballspielen, Preisschnapsen und Festen unter dem Titel "Ein Dach für ALLE", als auch durch tatkräftige Mithilfe bei diversen Arbeiten.

Zur aktuellen Kirchenneugestaltung 2019 - 2020
Nach 11-jähriger Planungsphase und Vorbereitungszeit mit unterschiedlichen Architekten, Fachleuten, Bundesdenkmalamt, Diözese St. Pölten (Kunstrat und Bauamt) und Kirchenrenovierungsteam, Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrat der Pfarre Purgstall war endlich 2019 das große Jahr der Umsetzung („Jahrhundertprojekt“).
Die Grundidee: Der Communiogedanke (Gemeinschaft unter uns Menschen und mit dem gegenwärtigen Gott) soll deutlicher zum Tragen kommen (2. Vatikanische Konzil, 1965). Deswegen wurden der Feieraltar mit Ambo und Vorstehersitz neu gestaltet, weiter in die Mitte gerückt und die ersten Bankblöcke um 90 Grad gedreht. Das Gesamtkonzept soll heutige Theologie abbilden, die Kirche als Kunstobjekt erhalten und vor allem unser Feiern verschönern.

Baujahr 2019:
Der Kirchenplatz, die Kirchenstraße und die Schulgasse wurden nach Plänen des Purgstaller Architekten Walter Brandhofer neu gestaltet. Pfarre (3/4 des Kirchenplatzes gehört der Pfarre) und Gemeinde (1/4 ist im Eigentum der Gemeinde) verantworten die Umgestaltung des Kirchenplatzes zur „Begegnungszone“ nach intensiven Konsultationen der Bevölkerung und Einbindung vieler Wünsche der GemeindebürgerInnen.

Das Äußere der Pfarrkirche wurde von den Fundamenten bis zum Turm saniert (März 2019 – Frühjahr 2020). Der Platz zwischen Kirche und Pfarrhof wurde neu angelegt und die neue Gehwege gepflastert. Außenbeleuchtung, alte Friedhofsmauern, neuer Parkplatz ergänzen das gelungene Ensemble.

Das Kircheninnere erhielt eine Neugestaltung und Gesamtrenovierung (29.4.2019 bis 30.11.2019). Die Wiener Architektengruppe g.o.y.a. war Sieger im Juryentscheid von 7 eingereichten Projekten. Mit Architekt DI Paul Preiss von g.o.y.a. und Prof. Pater Ewald Volgger von der UNI Linz als theologischer Begleiter hatten wir kompetente Fachleute zur Seite.

Am ersten Adventsonntag, dem 1. Dezember 2019 war Festtag: Unser Purgstaller Weihbischof Dr. Anton Leichtfried weihte die neuen liturgischen Orte in einem festlichen Eröffnungsgottesdienst unter Teilnahme vieler Menschen aus Purgstall und darüber hinaus.

Innenausstattung der Kirche

Das Innere der Kirche präsentiert sich im wesentlichen als dreischiffiger spätgotischer Raum. Die drei Schiffe des Langhauses sind fast gleich hoch und mit Netzrippengewölben eingedeckt.

Sowohl der barocke Chorumbau als auch der Emporeneinbau mit seiner feingliedrigen arkadenartigen Gestaltung sind architektonisch sehr einfühlsam dem spätgotischen Raum angepasst und werden als eine gewachsene Einheit empfunden. Im westlichen Joch besitzt die Kirche eine über alle drei Schiffe durchgezogene gotische Empore, die im Bereich des Mittelschiffes in der Barockzeit eine geschwungene Brüstung erhielt.

Zum Unterschied von dem vorwiegend von der Gotik geprägten Raumckarakter stammt die Ausstattung zum größten Teil aus der Barockzeit.

Der Hochaltar ist durch seine reiche Goldfassung und durch seine Größe als zentrales Ausstattungsstück entsprechend hervorgehoben. Die Altarstufen und der Altartisch bestehen aus rotem Marmor, während der Aufbau selbst aus Holz besteht und eine entsprechende Marmorierung aufweist. Alle Figuren und sämtliche Ornamente sind vergoldet.

Das Altarbild zeigt den Kirchenpatron Petrus, wie er von Christus die Schlüssel zum Himmelreich überreicht bekommt. Das Gemälde ist ein Werk des Malers Karl Frister (1742-1783). Flankiert wird das Altarbild von den Figuren der Apostel Andreas und Jakobus sowie vom Hl. Augustinus und Hl. Karl Borromäus.

Besonders kostbar ist der Tabernakelaufbau gestaltet. Seitlich des Tabernakels sind zwei anbetende Engel angeordnet. Der Entwurf zu diesem prachtvollen Hochaltar stammt vom niederösterreichischen Regierungsbaumeister Andreas Zach (1737-1797). Die Weihe des Hochaltares wurde von dem kurz vorher installierten Diözesanbischof Johann Heinrich von Kerens am 28. August 1785 vorgenommen.

Der Feieraltar, der Ambo, der Vorstehersitz: das ist die Mitte des Gotteshauses. DI Architekt Paul Preiss (Sieger des Juryentscheides) entwarf den Feieraltar als starke Mitte (Quadrat), gegossener feiner Beton (der Guss fand am 14.8.2019 in Purgstall, statt), mit Holzeinlass. „Beton“ steht für die Ewigkeit Gottes, „Holz“ für den vergänglichen Menschen: Gott umfängt den endlichen Menschen. Der Holzeinlass erinnert auch an einen stilisierten Fisch (Petrus der Fischer – unser Kirchenpatron!) Der Ambo (Thema: das liebgewonnene Buch) und das Taufbecken (in der hinteren südlichen Kapelle) sind ebenfalls aus Kunststein (Beton). Alle Betonarbeiten wurden verantwortet vom Künstler Roman Spieß aus Wien. Beim Betonguss wurden viele Steine der Purgstaller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen hineingegossen als Zeichen: wir bauen Kirche mit / wir bringen „unsere Lasten“ zu Gott. (Planung: g.o.y.a.)

Die Taufkapelle: „Geburtsort“ der Christen, „Eingangstor“ zur Gemeinschaft der Kirche: ist bewusst im Westen der Kirche (hier war vor Jahrzehnten auch die Taufkapelle). Hier betreten wir durch 2 neue Türen von außen die Kirche und schreiten nach Taufe / Versöhnung in den „Festsaal der Liebe Gottes“.

Die Marienkapelle mit dem Versöhnungsort (Beichtzimmer, Plan g.o.y.a.) ist gegenüber der Taufkapelle: im Sakrament der Versöhnung werden wir neu befähigt zur Gemeinschaft untereinander und mit Gott. Marienstatue aus 1955 von Bildhauer Otto Moroder (Zillertal).

Beleuchtung: Das Konzept der Lichtgestaltung, die Planung und Fertigung der Beleuchtungskörper stammen von der Fa. Bartenbach, Innsbruck. Indirektes und direktes Licht, dem Anlass entsprechend abgestimmt, taucht den Kirchenraum in passendes Licht.

Kirchenbänke: die alten Kirchenbänke (aus 1802) wurden mit großem Aufwand umgebaut (Fa. Pechhacker, Purgstall und freiwillige Helfer).

Ein beherrschendes Ausstattungsstück ist die Kanzel im vorderen Teil des Kirchenschiffes. Auf dem Kanzelkorb sind die 4 Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt. Auf dem Schalldeckel ist Jesus Christus als der Gute Hirte, umgeben von 5 schwebenden Engeln, dargestellt.

Zu den bemerkenswertesten Ausstattungsstücken zählt die Orgel, die noch das barocke Gehäuse besitzt. Sie besteht aus 20 klingenden Registern und wurde bis zur letzten Restaurierung und Reinigung im Jahre 2020 mehrfach hergerichtet und erneuert.

Die Kreuzwegbilder sind wahrscheinlich aus dem Jahr 1734. Es sind 15 Bilder, wobei die 15. Station die Auffindung des Kreuzes Christi durch die hl Helena zeigt. Die Kreuzwegbilder hängen nur in der Fastenzeit im Kirchenraum.

Die Kirche besitzt auch eine Reihe von Grabdenkmälern, unter denen vor allem das Tumbagrab des Volkhard und der Elisabeth von Auersperg hervorzuheben ist. Die Steinplatten (Grabsteine der Familie Auersperg) wurden in den beiden Oratorien an den Wänden montiert.

Der Steinboden (Sollnhofner Platten) wurde neu verlegt und alle Eingänge konnten behindertengerecht ausgeführt werden (stufenfrei).

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© Kirchenführer der Pfarre Purgstall

© der Comics by Nicholas Allan