Liebe Gottesdienstgemeinschaft, liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
Im heutigen Evangelium hören wir wie Jesus mit Gott / seinem Vater spricht und für seine Jünger betet:
„Ich bin nicht mehr in der Welt,
aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir!“
Bewahre sie in deinem Namen… bewahren.
Von wo kennen wir dieses Wort „bewahren“?
Ich habe eine Schatzkiste mitgenommen… ich bewahre darin mir Wichtiges auf.
Wir bewahren einen Schatz auf, damit er in Sicherheit ist.
Jesus will also, dass wir in Sicherheit, in Geborgenheit sind.
Heute ist Muttertag.
Mütter / Eltern wollen unsere Kinder gut bewahrt wissen.
Wir dürfen sie ein Stückchen lang begleiten.
Anfangs meist eine sehr intensive Zeit, wo es heißt, sie in den Händen zu tragen, bei der Hand zu nehmen, sie zu beschützen, ihnen einen Weg vor zu zeigen…
Die Elternschaft zu übernehmen heißt auch Verantwortung tragen.
Beim Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry heißt es in der Geschichte vom „Kleinen Prinzen“:
„Du bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Gott ist in Jesus ganz Mensch geworden, er hat sich zu uns als Mensch gemischt, er hat sich uns vertraut gemacht.
Die Jünger haben ihn vertraut,
er wurde somit auch ganz konkret verantwortlich für seine Jünger.
Nun ist Jesus auf einmal gestorben, er ist von der Bildfläche verschwunden. Die Jünger stehen ohne ihrem Vorbild plötzlich da, sie fühlen sich verlassen.
Jesus war sich seiner Verantwortung den Menschen / seinen Jüngern gegenüber bewusst, so war es ihm wichtig dies nochmals deutlich zu machen und zu Gott zu beten:
„Bewahre sie in deinem Namen, damit sie eins werden wie wir.“
Er gibt uns Menschen in die Obhut des Vaters.
Mütterliche Liebe begleitet die Kinder zuerst, die Mutter trägt das Kind wohlig im Arm, sie hält es sicher, sie hält es warm,
die Kinder wachsen heran, wir nehmen die Kinder bei der Hand und führen sie, aber irgendwann lösen sich die Kinder und wir begleiten sie nur mehr.
58 Kinder feierten gestern das Fest der Erstkommunion.
Es geht um die bewusste Begleitung – um das Vertrauen zu Jesus.
Die Erstkommunionkinder sind in einem Alter, wo sie natürlich die Fürsorge der Eltern noch brauchen, aber sie sind schon so weit selbstständig, dass sie ihr Leben bewusst auch stückchenweise selbst in die Hand nehmen können. Sie gestalten immer öfter ihre eigenen Wege. Sie haben in der Erstkommunionvorbereitung gelernt, dass sie sich in der Liebe Gottes geborgen sind.
Sie dürfen sich wohlig aufgehoben fühlen.
Ja, sie dürfen sich bewahrt fühlen in der Liebe Gottes.
Und dieses Bewahrtsein in Gottes Händen, in Gottes Liebe soll uns Geborgenheit, Trost, Zuversicht und Wegweiser in unserem Leben sein.
Als Mutter von 4 Kindern, kenne auch ich so manche Höhen und Tiefen in der Begleitung unserer Kinder.
Die Mutterschaft ist nichts, was mir immer vollkommensten Glück beschert. Nein, sie kann wirklich fordernd sein, zum Teil überfordernd.
Manchmal habe ich auch wirklich das Gefühl, etwas in der Kindererziehung falsch gemacht zu haben, dass mir das Leben der Kinder aus den Händen gleitet. Man hat Ängste über deren Zukunft.
Wird wohl alles gut ausgehen?
Ja, man bemüht sich, aber manchmal zweifelt man als Elternteil.
Und ja, ich gebe es zu, manchmal würd ich das eine oder andere meiner Kinder (manchmal auch gerne alle zusammen) auf den „Mond schießen“.
Und genau in diesem Moment dürfen wir Christen, die wir an die Liebe Gottes glauben, uns wohlig aufbewahrt fühlen.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass der liebende Gott uns begleitet in allen Höhen und Tiefen.
Und wenn wir einmal wirklich in unseren Beziehungen, in unserem Leben anstehen, können wir jederzeit zu Gott kommen.
Wir können ihm unsere Ängste, Nöte dabringen (zB zum Altar bringen) und sie von ihm wandeln lassen.
Wir dürfen uns durch Gottes Liebe begleitet und bewahrt fühlen.
Ich wünsche uns allen,
und vor allem auch den Erstkommunionkindern,
dass wir uns immer gut in Gottes Händen bewahrt fühlen.
„Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen,
damit sie eins sind wie wir!“
Amen
Pastoralassistentin Doris Sturmer